Kinder und der Tod
Die Feststellung, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, trifft auch im Zusammenhang mit dem Thema Tod und dem Todesverständnis zu. Es hängt vom Alter eines Kindes ab, wie der Tod wahrgenommen wird. Den Tod mit allen Konsequenzen können Kinder erst mit zunehmendem Alter erfassen.
-> Wie Kinder den Tod verstehen
Wie Kinder den Tod verstehen
Das Todesverständnis von Kindern wandelt sich im Laufe der Entwicklung. Den Tod mit allen Konsequenzen können Kinder erst mit zunehmendem Alter erfassen.
Nicht immer aber sind die Vorstellungen eines Kindes vom Tod alterstypisch, da Kinder vilefältigen Einflüssen ausgesetzt sind. Jedes Kind macht andere persönliche, direkte oder indirekte Erfahrungen und ist individuell geprägt durch Erziehung, Entwicklung, Gesellschaft, Religion und Kultur. Die Unterscheidungen nach Altersabschnitten sind dementsprechend als Orientierungsrahmen zu verstehen. In Gesprächen über das Sterben und den Tod ist es jedenfalls wichtig, sich auf das zu beschränken, was ein Kind begreifen kann. Folgende
Kleinkinder – Kinder unter 3 Jahren: Tod heißt „Nicht-da-sein“
Kleinkinder können den Tod und seine Endgültigkeit noch nicht erfassen, weil ihnen das Zeitverständnis fehlt. Für Kinder unter drei Jahren ist der Tod als solcher nicht begreifbar, er ist gleichbedeutend mit einer Abwesenheit auf Zeit. Kleinkinder realisieren aber die mit dem Tod verbundenen Veränderungen und empfinden bereits Verluste. Reaktionen mit Verhaltensänderungen im Hinblick auf Schlaf- oder Essgewohnheiten – auch Angst, Wut und Frustration kommen vor; typische Verhaltensmuster sind auch das Warten und Suchen.
Vorschulkinder – Kinder zwischen 3 und 6 Jahren: Tod als vorübergehender Zustand
Zwischen drei und sechs Jahren entwickeln Kinder erste vage Vorstellungen vom Tod, er wird assoziiert mit Dunkelheit und Bewegungslosigkeit. Allerdings ist der Tod für sie immer noch ein vorübergehender Zustand, in ihrer Vorstellung kann der Tod jederzeit wieder rückgängig gemacht werden. Fragen, wann der/die Verstorbene denn wiederkomme, sind häufig. Ein wesentlicher Punkt: Der Tod ist immer der Tod anderer, der Bezug zur eigenen Person ist noch nicht herstellbar.
Schulkinder zwischen 6 und 9 Jahren: Tod als Bestrafung
Schulkinder beginnen den Unterschied von lebendig und tot und die Endgültigkeit des Todes zu erfassen, es fehlt jedoch weiterhin das Begreifen. Der Tod wird oftmals personifiziert, häufig wird er als Bestrafung empfunden. Erstmals werden Bezüge zur eigenen Person hergestellt. Dem Kind werden nun auch die Risiken des Lebens bewusster und es erkennt, dass das eigene Leben auch endlich ist. Zudem zeigen Sechs- bis Neunjährige ein ausgeprägtes Interesse und eine gewisse Faszination am Thema Tod.
Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 14 Jahren: Realistisches Todeskonzept
In der Pubertät verstehen Kinder und Jugendliche, dass der Tod etwas Abschließendes, Endgültiges ist. Die Sinnfragen tauchen auf: „Welchen Sinn hat das eigene Leben?“ oder „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“. Bei schweren Verlusten erleben sie intensive Trauerperioden, da ihnen nun bewusst wird, dass der Tod endgültig ist und sie selbst und auch niemand anders etwas daran ändern kann.
Wie erklärt man Kindern den Tod?
Der Tod gehört zum Leben. Nicht zuletzt deshalb ist es wichtig, mit Kindern über den Tod zu sprechen. Man kann Kinder auch im Alltag sanft und nebenbei an das Leben und Sterben und somit an den Lebenskreislauf heranführen. Eine gute Möglichkeit dafür bieten Pflanzen und Kleintiere im Garten oder das verstorbene Haustier.
Bei Erklärungen zum Tod ist es aber wichtig, das Alter des Kindes zu berücksichtigen. Bis zu einem Alter von etwa sechs Jahren haben Kinder noch keine Vorstellung davon, dass der Tod endgültig ist.
Tipps für Gespräche mit dem Kind über Tod und Sterben:
- Ehrlich sein
Erklären, das jedes Lebewesen sterben muss und dass der Tod endgültig ist. - Die Dinge beim Namen nennen, nicht herumreden, nicht beschönigen
Aussagen vermeiden wie: „ist (für immer) eingeschlafen“, „ist von uns gegangen“, „hat sich auf eine lange Reise gemacht“ - Dem Kind gut zuhören
Genau auf das Kind achten, auf seine Reaktionen, seine Fragen. Fragen ehrlich beantworten, nicht mehr erklären, als das Kind wissen will.
Eine wertvolle Unterstützung beim Heranführen von Kindern an das Thema können Kinderbücher zum Thema Tod sein. Bücher, die man sich gemeinsam mit dem Kind anschaut, können auch helfen die richtigen Worte zu finden.
Ist ein naher Angehöriger verstorben, trägt die Art und Weise, wie dies einem Kind mitgeteilt wird, entscheidend dazu bei, wie und ob es die Realität des Todes akzeptieren kann. Haben Kinder überdies schon vorher von Tod und Trauer erfahren, können sie eher mit diesem realen Todesfall umgehen. Kinder zeigen selbst, was sie begreifen und wie viel sie wissen wollen. Eine sensible Herangehensweise ist hier sehr wichtig, dazu gehören z.B.:
- Die eigene Trauer zeigen
- Die Fragen zum Tod der Person altersgemäß und ehrlich beantworten
- Die Möglichkeit geben, Abschied zu nehmen
Prinzipiell können Kinder jeden Alters in die Abschieds- und Begräbnisfeierlichkeiten einbezogen werden. - Möglichkeiten aufzeigen, wie Erinnerungen und Verbundenheit mit der verstorbenen Person weitergepflegt werden können
- Offen sein für Gespräche über Traurigkeit, Wut, Angst, Schuldgefühle
- Dem Kind eine Zukunftsperspektive und Hoffnung geben
Wichtig ist, einander in der Trauer nicht alleine zu lassen, gemeinsame Trauer kann stark machen und dazu beitragen, den Verlust besser ertragen zu können.
Wenn der Bruder / die Schwester gestorben ist, ist das gesamte Familiengefüge in besonderem Maße betroffen. Nicht nur die verbleibenden Geschwister, auch die Eltern müssen ihre Trauer verkraften und die gesamte Familie muss ihr Leben ohne das verstorbene Kind neu ordnen.
Unterstützungsangebote finden Sie unter Angebote in der Trauer
Literaturtipps zum Thema Tod/Trauer finden Sie unter Lese- und Filmtipps
Trauer – Kinder trauern anders
Der Tod eines geliebten, nahestehenden Menschen geht auch bei Kindern nicht spurlos vorüber. Die Trauer über den Verlust ist aber bei Kindern anders als bei Erwachsenen. Erwachsene bleiben konstant im Gefühlsmeer der Trauer, Kinder nicht. Sie tauchen ab in die Trauer und wieder auf, trauern „in Wellen“. Gefühle und Reaktionen wechseln rasch und oftmals für Erwachsene unverständlich.
Aber eines hat Kindertrauer mit der Trauer der Erwachsenen gemeinsam: Sie ist individuell.
Und je nach Alter des Kindes zeigen sich ganz unterschiedliche Trauerreaktionen. Kinder drücken ihre Gefühle auch über ihr Verhalten aus, dabei ist neben der üblichen und bekannten Trauerreaktion des Weinens Vieles mehr zu beobachten.
Trauerreaktionen des Kindes können sein:
- Wut und Aggression
- Ängste und Schuldgefühle
- Rückzug
- „Als wäre nichts passiert“
- Rascher Wechsel von Trauer und Freude
Kindertrauer folgt eigenen zeitlichen Gesetzen. Die Trauerphasen (z.B. nach Elisabeth Kübler-Ross: Verleugnung – Wut und Ärger – Verhandeln – Depression– Akzeptanz) verlaufen gerade bei Kindern nicht linear, sondern oft springend und durcheinander. Die Sprunghaftigkeit in der kindlichen Trauer wird häufig mit dem Bild von Trauerpfützen verglichen, in die ein Kind hinein- und wieder hinausspringt, wobei einige dieser Pfützen groß und matschig sind und andere wiederum sehr klein.
Wichtig ist, einander in der Trauer nicht alleine lassen. Gemeinsame Trauer kann stark machen und trägt oft dazu bei, den Verlust besser ertragen zu können. Eine für das Kind passende Begleitung in seinem Trauerprozess ist von großer Bedeutung.
Unterstützungsangebote für trauernde Kinder finden Sie unter Angebote in der Trauer
Literaturtipps zum Thema Tod/Trauer finden Sie unter Lese- und Filmtipps
Umfassende Informationen rund um das Thema Trauer bei Kindern bietet z.B. die Seite www.kindertrauer.info.